Epigenetische Untersuchungen

Varianten unserer Gene

Wir sind keine Opfer unserer Gene, vielmehr sind Gene die Instrumente, mit denen wir die Musik unseres Lebens dirigieren können.“ (Dr. Anne Katharina Zschokke aus Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit)

Epigenetische Untersuchungen sind ein innovativer Ansatz, um die individuelle genetische Ausprägung und deren Wechselwirkung mit der Umwelt zu verstehen.

Wenn wir wissen, welche genetischen Vorraussetzungen wir in uns tragen, können wir diese zu unserem Nutzen beeinflussen. Aber wie?

Stellen wir uns unsere Gene wie ein Lexikon vor. Es gibt Millionen von Buchstaben, welche aneinander gereiht ein Wort, weiter einen Satz, eine Buchseite, ein Kapitel und schliesslich ein ganzes Buch ergeben.

Analog stelle man sich diese Buchstaben als unsere Nukleinsäuren der DNA vor. Wir haben 4 davon: Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin. (zugegeben nicht so ergiebig wie das Alphabet) Aneinandergereiht und abgelesen ergeben sie Wörter: unsere Aminosäuren. In einen Kontext mit anderen Wörter gebracht ergeben sie einen Satz: unsere Proteine. Diese Proteine haben je nach dem eine andere Funktion. Sie werden als Rezeptoren („Türen“) in die Zellwände eingebaut, transportieren Stoffe in unserem Blut oder sind Enzyme, die Stoffe ab-, um- oder aufbauen usw.

Kurz: Gene —> Nukleinsäuren —> Amniosäuren —> Proteine (z.b. Enzyme)

Nun kann es aber sein, dass sich in unserem „Gen-Alphabet“ ein Rechtschreibfehler eingeschlichen hat. Das ist nicht schlimm, denn das Lexikon wird weiterhin bestehen, die Wörter können trotzdem verstanden werden und der Sinn des Satzes hat sich dadurch auch nicht verändert. Auf unsere Gene bzw. Proteine übertragen kann es sein, dass irgendwo ein Ärmchen fehlt, zu kurz, zu lang oder aber auch genau richtig oder „besser“ gebogen ist. Daraus resultiert, dass ein Enzym z.b. seine Arbeit schneller oder langsamer erledigt als sein genetisch leicht variabler Kollege.

Was bedeutet das nun für uns? Mit einer epigentischen Untersuchung kann man genau diese Varianten unserer Gene finden und im Umkehrschluss optimieren. Haben wir ein langsam arbeitendes Enzym, welches zum Beispiel dafür verantwortlich ist giftige Stoffe aus unserem Körper unschädlich zu machen, ist das für uns nicht gut. Giftige Stoffe können sich in unserem Körper ansammeln. Wissen wir aber darum, können wir dieses Enzym unterstützen, in dem wir ihm genug Vitamine, und Mineralstoffe (Co-Faktoren) zur Verfügung stellen. Im Fachjargon nennt man dies Nutrigenom. Es untersucht, wie bestimmte Nährstoffe auf unsere genetische Ausstattung einwirken und die Genexpression beeinflussen können. Dabei können wir nicht direkt auf unsere Gene Einfluss nehmen. Unser Lexikon ist bereits gedruckt.

Aber denken wir uns als andere Analogie einen Arbeiter, der an einem kleinen Schreibtisch in einem dunklen Raum sitzt, kein Essen hat, laute Musik tönt den ganzen Tag, die Akten stapeln sich, Kinder schreien und eine Autobahn läuft vor dem einzigen Fenster vorbei. In dieser Umgebung ist ein Arbeiten sehr unproduktiv. Setzen wir den selben Arbeiter nun in einen hellen, freundlichen, ruhigen Raum mit Tageslicht, gesunden Snacks und köstlichem Getränk – ich denke er würde seine Aufgabe lieber und besser machen.

Schauen wir uns einen zweiten Aspekt der epigenetischen Untersuchung an: die Nutrigenetik. Sie betrachtet die genetischen Unterschiede zwischen Individuen und deren Einfluss auf die Verarbeitung von Nährstoffen. Wie bereits erwähnt gibt es schnellere „Arbeiter“ und langsamere. Haben wir nun einen solchen langsameren Arbeiter in der Abteilung des A-Vitamins sitzen, kann es sein, dass Vorstufen des A-Vitamins unserer Nahrung nicht zu den aktivierten A-Vitaminen umgewandelt werden können. Trotz ausreichender Aufnahme über die Nahrung mittels Karotten z.b. kann es sein, dass unser Körper einen Mangel an A-Vitaminen hat. Dieses Verständnis ermöglicht es uns, personalisierte Ernährungsstrategien zu entwickeln, die auf unsere individuellen genetischen Voraussetzungen abgestimmt sind.

Der Benefit von epigenetischen Untersuchungen liegt abschliessend in der personalisierten Gesundheitsvorsorge und der Optimierung der Ernährung. Indem wir unser individuelles epigenetisches Profil verstehen, können wir gezielt auf bestimmte genetische Prädispositionen reagieren und unsere Ernährung, unseren Lebensstil und unsere Umwelt entsprechend anpassen. Dadurch können wir das Risiko für bestimmte Erkrankungen verringern und unsere allgemeine Gesundheit verbessern.

Epigenetische Untersuchungen sind noch relativ neu und ihre Anwendung wird stetig weiter erforscht. Eine Auswertung sollte individueller Beratung folgen. Insgesamt bieten epigenetische Untersuchungen eine aufregende Möglichkeit, unsere genetische Ausstattung besser zu verstehen und sie mit unserer Ernährung und unserem Lebensstil in Einklang zu bringen

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